Astrid-Kapelle: Der tragische Unfall von Königin Astrid vom 29. August 1935

Die Astrid-Kapelle ist eine Gedenkkapelle am Vierwaldstättersee im Kanton Schwyz, die zu Ehren der 1935 bei einem Autounfall tödlich verunglückten Astrid von Schweden, Königin der Belgier, errichtet worden ist. Die 1936 eingeweihte und 1960 umgestaltete Gedenkstätte umfasst neben der Kapelle eine Wiese mit Gedenkkreuz und befindet sich am südlichen Eingang der Ortschaft Küssnacht. Die umfangreiche und interessante Dokumentation des Heimatmuseums im Zusammenhang mit dem Unfall von Königin Astrid widerspiegelt eindrücklich dieses tragische Ereignis. Bild oben: Am 29. August 2015 gedachte der belgische König Philippe bei einem Privatbesuch in Küssnacht seiner toten Grossmutter Astrid. Der 55-jährige Monarch wurde von seinem 12-jährigen Sohn Prinz Gabriel begleitet. Es war für beide der erste Besuch der Unfallstelle. 

Von Küssnacht führt die Strasse der Seebucht entlang nach Merlischachen, Meggen und Luzern. Am Dorfrand, gut signalisiert, steht die Königin-Astrid-Kapelle. Sie wurde zur Erinnerung an die 1935 an dieser Stelle mit dem Auto tödlich verunglückte Prinzessin von Schweden und beliebte Königin der Belgier errichtet. Aus Sicherheitsgründen und im Zuge der Verkehrssanierung ist die Kapelle 1960 an die untere Strassenseite, ans Seeufer, verlegt worden. Dieser Aufsehen erregende Gebäudetransport ist im Heimatmuseum gut dokumentiert dargestellt. Die Kapelle ist nun vom Parkplatz her durch eine Unterführung zu erreichen. Von der Terrasse aus geniesst man einen herrlichen Blick auf den Hafen von Küssnacht und die Rigi.

Königin Astrid
Astrid war die dritte Tochter von Prinz Carl von Schweden, Herzog von Västergötland (1861–1951), Sohn von König Oskar II. von Schweden, und seiner Frau, Prinzessin Ingeborg von Dänemark (1878–1958), Tochter des dänischen Königs Friedrichs VIII. aus dem Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg und seiner Frau Louise von Schweden-Norwegen. Ihre Schwester Märtha heiratete ins norwegische Königshaus ein. (Quelle: Wikipedia)

Am 4. November 1926 heiratete Prinzessin Astrid in Stockholm den belgischen Thronfolger und späteren König Leopold III. (1901–1983), den ältesten Sohn von König Albert I. von Belgien und der Prinzessin Elisabeth Gabriele in Bayern. Aus der Verbindung gingen drei Kinder hervor:

  • Joséphine-Charlotte (1927–2005) ∞ 1953 Großherzog Jean von Luxemburg
  • Baudouin (1930–1993), König der Belgier ∞ 1960 Doña Fabiola de Mora y Aragón
  • Albert II. (* 1934), König der Belgier ∞ 1959 Prinzessin Paola Ruffo di Calabria

Der Unfall
Am 29. August 1935 um etwa 9:15 Uhr fuhren König Leopold, Königin Astrid und Chauffeur Pierre Devuyst sowie ein Begleitfahrzeug unweit des Vierwaldstättersees auf der Kantonsstrasse von Luzern in Richtung Küssnacht. Entgegen den üblichen Gepflogenheiten lenkte der König das Fahrzeug – einen Packard 120 Convertible Coupé – selbst. Nach Aussage des Spenglergesellen Friedrich Krebser, der sich wenige Hundert Meter vor Küssnacht bei der Liegenschaft Langweid am Strassenrand befand, hielt Königin Astrid eine Autokarte in der Hand und deutete hinüber zum Berg Rigi auf der gegenüberliegenden Seeseite. Kurz darauf fuhr König Leopold mit den rechtsseitigen Rädern und einer Geschwindigkeit von 50 km/h über eine 20 Zentimeter hohe Begrenzungsmauer, die an dieser Stelle entlang eines kurzen Teilstücks unterbrochen war. Nach 30 Metern änderte das Auto begünstigt durch die steil abfallende Böschung seine Fahrtrichtung nach rechts und stiess mit der Beifahrerseite an einen Birnbaum jenseits der Mauer. Königin Astrid fiel aus dem Wagen und blieb einige Meter unterhalb des Baumes auf der Wiese liegen. Das beschädigte Fahrzeug fuhr weiter die Böschung hinunter, prallte gegen einen zweiten Baum und kam im Schilfgürtel in ungefähr 75 Zentimeter Wassertiefe zum Stehen.
Wenige Minuten später trafen die alarmierte Küssnachter Polizei, die beiden Ärzte Armin Jucker und Robert Steinegger sowie der Pfarrhelfer Severin Pfister umringt von Schaulustigen am Unfallort ein. Obwohl König Leopold sich kurz nach dem Unfall mehrere Minuten lang um seine sterbende Frau bemüht hatte, konnten die anwesenden Ärzte nur noch den Tod Königin Astrids feststellen, welcher laut Sterbeurkunde um 9:45 Uhr eintrat.
Sie erlitt beim Aufprall am Stamm einen Schädelbruch mit schweren äusseren Kopfverletzungen insbesondere der rechten Gesichtshälfte. König Leopold trug gemäss ärztlichem Bulletin neben Schürfwunden eine Gehirnerschütterung, Schnittwunden sowie Prellungen der Hand und Lunge davon. Der Chauffeur auf dem hinteren Sitz wurde nur leicht am Bein verletzt. Nachdem Pfarrhelfer Pfister Absolution erteilt und das Sakrament der Krankensalbung vollzogen hatte, wurde der Leichnam der Königin zunächst nach Küssnacht, später zurück in die Villa Haslihorn gebracht und noch am gleichen Abend in einem Zug nach Brüssel überführt. Am 3. September wurde Königin Astrid in der Königsgruft der Laekener Liebfrauenkirche bestattet.